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gedanken
Maifelder Nachrichten KW51 – 2024 – In dieser Nacht …
Gedanken zum Weihnachtsfest
In dieser Nacht
verließen die Sterne ihre
angestammten Plätze
und zündeten Lärmfeuer an
überschallschnell
In dieser Nacht verließen die
Hirten ihre Arbeitsstellen
und schrien sich in die
verkrusteten Ohren
die neuen Parolen
In dieser Nacht
verließen die Füchse die wär-
menden Höhlen und der Löwe
wiegte den Kopf „das ist das
Ende, die Revolution“
In dieser Nacht
liefen die Rosen der Erde
davon und fingen das Blühen
an im Schnee
Dorothee Sölle
Das Gedicht von Dorothee Sölle weckt Erinnerungen in mir. Es greift ein in meine Geschichte mit Weihnachten als Kind und auch als Erwachsener.
Spätestens am 24. Dezember setzte meine fiebrige Mandelentzündung ein. Abends um 18 Uhr hat mich meine Mutter dann zum Gottesdienst getragen. Dort saß mein Vater schon an der Orgel. Der Weihnachts-
baum gab dem Kirchraum den Zauber der Weihnacht. Wir sangen Weihnachtslieder und hörten die Geschichte von der Geburt Jesu. „Jesus kommt heute zu uns!“ predigte der Pastor – und meine Blicken irrten durch die Kirche, um dieses Baby irgendwo zu entdecken. In Ermangelung von Krippenfiguren
blieb meine Suche erfolglos.
Nach Gottesdienst und Heimweg spürten wir alle die weihnachtliche Spannung, die auch dadurch entstand, dass mein Vater nach dem Orgeldienst auf sich warten ließ. Er war zuständig für das Anzünden der Kerzen am Weihnachtsbaum. Erst wenn er für „Erleuchtung“ gesorgt hatte, durfte der Rest der Familie das Weihnachtswohnzimmer betreten. Der hellerleuchtete Baum berührte schon zumindest unsere Kinderherzen. Gesungen hatten wir ja schon in der Kirche. Deswegen gingen wir dann direkt zur Bescherung über. Und ringsum sah man leuchtende Augen und frohe Kinder – trotz Mandelentzündung und Müdigkeit.
Ja. Nostalgie pur. Und manchmal habe ich den Wunsch, Weihnachten noch einmal derart lauschig und mit der Faszination der Kindheit erleben zu können. Heute erlebe ich es aber gemeinsam mit meinen Kindern, meinen Enkelkindern, mit meiner Familie. Und in die Faszination mischt sich hin und wieder und immer öfter Angst – vor den falschen neuen Parolen, vor dem Verfall der Revolution, die unsere Generation heraufbeschworen und in Teilen realisiert hat und deren Kraft und kreative Erneuerung derzeit den Boden verliert.
Und in die Angst mischt sich Mut und Hoffnung. Ich möchte mit so Vielen die weihnachtlichen Parolen in verkrustete Ohren schreien und „Stille Nacht“ zur „Nacht des Aufbruchs“ umformen. Ich würde so gerne mit dem Löwen sagen, dass Weihnachten alles neu machen kann. Ich würde so gerne sehen, wie Rosen im Schnee blühen.
All das ist möglich. „In dieser Nacht“ meint das Weihnachtserlebnis, die Nacht der Geburt des Messias Jesus. Diese Nacht ereignet sich seit mehr 2000 Jahren immer wieder Ende Dezember. Und jedes Jahr will Weihnachten uns daran erinnern, dass Gott kommt, um uns aus der Komfortzone der angestammten Plätze zu jagen und uns aus den wärmenden Höhlen zu holen. Er schickt uns seinen Sohn, der uns zeigt, wie Leben für alle Menschen gelingen kann.
Darum bedeutet das Weihnachtsfest so viel für mich: Nostalgie, Faszination und Freude. Aber keine „Stille Nacht“, kein Kuschelereignis, kein Kaufrausch. Jesus wird geboren und wir sollten mit ihm aufbrechen in eine Zeit die uns versprochen ist: in das Reich Gottes. Es gibt viel zu tun. Allerdings gibt es keine Zeit mehr zum Abwarten.
Ich wünsche uns allen ein frohes Weihnachtsfest und ein gesegnetes Neues Jahr 2025.
Text: Bernhard Wibben
Anita Menger
Das Friedenslicht
In Bethlehem entzündet,
gereicht von Kinderhand,
beginnt es seine Reise
und zieht von Land zu Land.
Es trägt die Weihnachtsbotschaft
hinaus in alle Welt,
wo sie als Hoffnungsschimmer
in Menschenherzen fällt.
Das Friedenslicht beschwört uns:
Nehmt euren Auftrag an!
Begegnet euch in Freundschaft,
dass Frieden werden kann.
Ob Muslim, Jude oder Christ
ist hier nicht von Belang.
Zeigt euren guten Willen
und zieht an einem Strang.
Es zählt nicht Rang,
noch Herkunft,
nicht Ruhm und auch nicht Geld.
Was zählt ist unser Einsatz
für Eintracht in der Welt.
Das Licht zieht weite Kreise,
es wirbt für Einigkeit.
Wenn Menschen sich verbrüdern
ist Frieden nicht mehr weit.
Gemeindeseite KW 49 – 2024 – Ein wirklich gutes Miteinander
Ein Wirklich Gutes Miteinander – Wie Genial wäre das
Psalm 133 – eine Übertragung
Wunderschön, ja wirklich genial wäre das!
Wenn Menschen nicht nur auf dem Papier zusamengehörten. Sie könnten ein wirklich gutes
Miteinander leben.
Das wäre wie wertvolles Salböl, herabfließend auf unseren Kopf. Denn es würde uns alle heraushe-
ben wie sonst nur die Oberen.
Es wäre wie der gepflegte lange Bart des Hohepriesters, herabfließend auf sein Gewand. Denn es würde uns alle zu etwas Besonderem machen, einfach schön.
Es wäre wie ein Tau, der nicht verdunstet, sondern in einem reißenden Fluss herabfließt vom Berg Hermon im Norden bis zum Tempelberg Zion im Süden, denn es würde uns allen Lebendigkeit schenken.
So würden wir die Nähe der Lebendigen erleben. Fließendes Leben im ganzen Land, von der Quelle des Jordans bis zu seiner Mündung.
Und nicht nur hier, sondern überall und für immer. Erfülltes Leben für alle und für immer, so könnte es sein!
Ein Stoßseufzer mit positivem Klang Stoßseufzer können resigniert klingen. Es geht aber auch ganz
anders. Angesichts dunkler Realität ein Gegenbild zulassen – gute Energie, die uns tief ausatmen und durchatmen lässt. So sehe ich Psalm 133. Er ist eben nicht ein abgeklärter Weisheitsspruch, wie viele Theologen meinen. – So können wir die alten Gebete Israels beten. Wir dürfen sie nicht christlich vereinnahmen, sondern sollten sie so sprechen, dass auch unsere jüdischen Geschwister mitsprechen
können. Denn es sind zuerst und immer noch ihre Gebete. Und es wird gut, wenn die alten Bilder für uns
verständlich wer den. Diese Aufgabe haben Übertragungen. Sie wollen Erkennt nisse aus der Aus legung verständlich und berührend einfließen lassen.
Ein wirklich gutes Miteinander Nur in zwei kurzen Wörtern werden unsere Gedanken in Psalm 133 angestoßen: „gam jachad“ im Hebräischen, eine Dopplung, die man wörtlich mit „mitsamt miteinander“ übersetzen könnte. Wie wirklich gutes Miteinander aussehen könnte, bleibt unseren Vorstellungen überlassen. Beschreibungen, die mir dazu einfallen, sind bekannt: Gemeinschaft auf Augenhöhe, buntes vielfältiges Miteinander, liebevoll, … .
Wenn es uns z.B. gelingt, in der grauen Winterzeit und in der Vorbereitung auf die Feier der Geburt des Messias Jesus (des Gesalbten) Langsamkeit, Ruhe und Aufmerksamkeit füreinander zu leben, wäre das doch schon was.
Herabfließende Lebendigkeit Die drei Bilder für die Wirksamkeit einer guten Gemeinschaft in der Mitte des Psalms sind für uns nicht sofort verständlich. Sie sind durch das Verb „jarad“ (herabfließen) miteinander verbunden. In den ersten beiden Bildern geht es um besonderes Herausgehobensein, das durch ein wirklich gutes Miteinander nicht nur für Obere, sondern für alle gilt: Es „salbt“ herabfließend alle, nicht nur wenige Würdenträger. Und es hebt alle heraus, nicht nur den Hohepriester, den Nachfol-
ger Aarons, wenn er sich an Festtagen der Gemeinde zuwendet und sein langer Bart auf sein Gewand herabfließt.
Noch überschwenglicher wird es im dritten Bild. Juden kennen die Texte des Propheten Hosea, in denen das von Vernichtung bedrohte Nordreich mit bald verdunstendem Tau verglichen wird (Hos 6,14; 13,3). In Psalm 133 verdunstet der Tau nicht, sondern wird zum reißenden Fluss. Durch die Nennung der Berge und durch das Verb „jarad“ (als Wurzel des Flussnamens Jordan, der Herabfließende) wird klar: gemeint ist der Jordan von der Quelle (Hermon) bis zur Mündung (Zion). So wird das Bild eines großen Reiches Israel wie zur idealisierten Zeit der Könige David und Salomon angedeutet.
Alles soll für alle gut werden! So groß und bedeutsam ist es also, wenn gutes Zusammenleben gelingt. So wird der Segen der Lebendigen, der Segen Gottes erfahren. Und noch viel Größeres sollen wir uns betend vorstellen können. Wieder sind es nur wenige Wörter am Ende des Psalms: „hajim ad haolam“, „Leben hin zur Ewigkeit“. Ein gutes Miteinander weist also darauf hin, dass erfülltes Lebens für alle, für immer und an jedem Ort möglich ist.
Das wäre doch ein gutes Gegenbild gegen graue und dunkle „Realität“ in der Adventszeit.
Ingo Schrooten
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