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Psalme
Gemeindeseite KW32 2025
Ein wirklich gutes Miteinander – wie genial wäre das (Psalm 133)!
Eine Übertragung von Psalm 133
Wunderschön – ja, wirklich genial wäre das! Wenn Menschen nicht nur auf dem Papier zusammengehörten, sondern ein wirklich gutes Miteinander leben könnten.
Das wäre wie wertvolles Salböl, das auf unseren Kopf herabfließt. Denn es würde uns alle herausheben – nicht nur die Oberen. Es wäre wie der gepflegte lange Bart des Hohepriesters, herabfließend auf sein Gewand. Denn es würde uns alle herausheben – nicht nur die Elite.
Es wäre wie ein Tau, der nicht verdunstet, sondern in einem reißenden Fluss herabfließt – vom Berg Hermon im Norden bis zum Tempelberg Zion im Süden. Es würde uns allen Lebendigkeit schenken.
Wir würden die Nähe Gottes erleben – fließendes Leben im ganzen Land, von der Quelle des Jordans bis zu seiner Mündung. Und nicht nur in dieser Gegend, sondern überall und für immer.
Erfülltes Leben für alle und für immer – so könnte es sein!
Wir hören (und lesen) Gottes Wort
Wenn ich biblische Texte übertrage, versuche ich, Jahrtausende alte Schriftstücke so wiederzugeben, dass wir sie heute verstehen können. Ich will dabei nicht assoziativ vorgehen und mich nicht zu eigenen Sätzen verleiten lassen, die nur meiner momentanen Befindlichkeit entsprechen, aber wenig oder nichts mit der ursprünglichen Intention des biblischen Textes zu tun haben.
Biblische Texte formulieren Glaubenserfahrungen von Menschen, die vor langer Zeit gelebt haben. Sie werden für uns lebendig, wenn sie auf unsere heutige Lebenswelt hin durchsichtig werden und uns dann ansprechen. Wir hören sie als Gottes Wort, wenn wir ihre uralte Absicht ernst nehmen.
Erkenntnisse aus meiner Arbeit mit dem Text
Der Psalm versucht, Vorstellbares mit scheinbar kaum realistischen Wünschen zu verbinden: Ein wirklich gutes Miteinander („gam jachad“, wörtlich: mitsamt miteinander) weist darauf hin, dass Gemeinschaften möglich sind, in denen jeder „oben“ steht und keiner unten.
Darum geht es in den ersten beiden von drei Bildern, die mit dem Wort jarad (herabfließen, stürzen) verbunden sind: Salböl für alle – nicht nur für besondere Würdenträger. Eine herausgehobene Stellung für alle – nicht nur für den Hohepriester, den Nachfolger Aarons, wenn er sich an hohen Festtagen der Gemeinde zuwendet und sein langer Bart auf sein Gewand herabfließt.
Im dritten Bild bekommt das Hoffnungsbild einen Ort. Durch die Nennung der Berge und das dreimalige Verb jarad (Wurzel des Flussnamens Jordan – der Herabstürzende) wird klar: gemeint ist der Jordan von der Quelle (Hermon) bis zur Mündung (Zion). Der zum reißenden Fluss werdende Tau ist ein Gegenbild zur Gerichtsdrohung des Propheten Hosea, der das vom Untergang bedrohte Nordreich mit bald verdunstendem Tau verglichen hatte (Hos 6,14; 13,3). Ein großes, befreites, gerechtes Israel ist also möglich.
Und noch Größeres ist denkbar: Wenn gutes Zusammenleben gelingt, wird die Wirklichkeit durchsichtig hin auf ein erfülltes Leben für alle, für immer und an jedem Ort (hajim ad haolam – Leben hin zur Ewigkeit).
Unser Psalm ist also kein abgeklärter Weisheitsspruch, wie viele Theologen meinen, sondern ein Stoßseufzer – ein Gegenbild angesichts dunkler Realität. Gute Energie, die uns tief durchatmen lässt. Ein prophetischer Blick auf Vergangenheit und Zukunft – und damit auf unsere Gegenwart.
Ingo Schrooten

Gemeindeseite KW 28 – 2025 – Ihr habt Grund, euch zu freuen!
Im christlichen Kontext ist es völlig normal. Wir sind es gewohnt, Gott zu loben und zu prei-sen. Oder, um es aktueller und verständlicher auszudrücken: Wir dürfen uns laut freuen, weil wir unsere Gottesbeziehung entdeckt haben und glücklich in ihr leben.
Aber, kaum ausgesprochen, bleiben uns die Worte im Hals stecken. Doch auch angesichts weltweiten Leidens gibt es einen Platz für vorbehaltlose Freude. Wir können auf den fast automatischen Zusatz von Klage und Anklage mal verzichten. Das lehren uns z.B. etliche Psalmen. Sie loben und preisen die Gottesbeziehung. Sie freuen sich laut über die Grenzen überwindende Liebe Gottes. Das wäre doch auch was für uns.

Gottes Liebe überwindet die Grenzen
(Nachdichtung zu Psalm 136)
Freut euch laut! Denn die Ewige hat es verdient. Sie ist gut.
Ihre Liebe, sie überwindet die Grenzen.
Freut euch laut! Denn sie ist größer als jedes Bild der Verehrung,
konstruiert im Interesse der Herrschenden. Ihre Liebe, sie überwindet die Grenzen.
Freut euch laut! Denn Gott wiederspricht und widersteht jeder Macht über Menschen.
Kein Mensch soll groß sein, keiner ist klein. Denn ihre Liebe, sie überwindet die Grenzen.
Wir können staunen: Sterne in der Nacht, so viele, so schön.
Kleine Lichter im Dunkeln, und doch viel größer als wir.
Wie schön unser Land ist, die Berge, die Wälder, die Flüsse, Seen und das Meer.
Wie schön ist die Erde, die Berge, die Wälder, die Flüsse, Seen und das Meer.
Wir sehen die Felder, grün, bunt blühend, gelb und braun.
Wir sehen die Bäume, grün, farbig und kahl, und den Nebel im Tal.
Wärmende Sonne auf unserer Haut, klirrende Kälte, duftender Wind.
Die Schönheit der Schöpfung, sie berührt und tut gut.
Wir können entzaubern: Die größten Herren wurden besiegt.
Der Pharao Ägyptens, das Volk Israel sollte klein sein für ihn. Er hatte keinen Erfolg.
Die Herren der Assyrer, der Babylonier, der Perser, der Griechen, der Römer.
Ihre Ausbeutung fand ein Ende, Programme der Vernichtung scheitern zuletzt.
Die Profiteure im eigenen kleinen Land Israel.
Selbstorientiert und tödlich, sie wurden gestraft.
Die „Großen“ unserer Zeit, lachhaft, gefährlich, monströs und brutal.
Ihr „Erfolg“ ist Zerstörung. Sie werden verlieren.
Wir können uns freuen, denn das kleine Volk Israel, seine Freundin ist Gott.
Gottes Geliebte sind alle, die im Lauf der Geschichte den Staub schlucken mussten.
Gott sieht unsere Wunden. Jede Bedrängnis will sie beenden.
Sie wird es tun. Denn ihre Liebe, sie überwindet die Grenzen.
Überströmend wendet sie sich allem Lebendigen zu. Sie sättigt uns. Sie stärkt uns.
Freut euch laut! Denn die Ewige allein ist groß. Ihre Liebe, sie überwindet die Grenzen.
Ingo Schrooten



