
Die Ausbreitung invasiver Arten und unser Glaube
Gottesdienst „Von uns für Euch“ mit dem Umweltausschuss – 07. September 2025 um 10 Uhr
Jedes Frühjahr freue ich mich über das frische Grün, die Intensität der Farben und der Gerüche. Überall sprießt und blüht es. Auch der Buchsbaum, den ich vor 30 Jahren in den Garten gepflanzt habe, treibt saftig grün aus.
Aber dann, 14 Tage später, ändert sich das. Einzelne Stellen wirken löchrig, werden bräunlich. Bei näherem Hinsehen entdecke ich überall Fraßstellen: Die Raupen des Buchsbaumzünslers sind aktiv! Ich muss unbedingt den Häutungshemmer Bacillus thuringensis spritzen – und das mehrmals in regelmäßigen Abständen.
Eigentlich will ich das in meinem Garten nicht, und meine Zeit müsste ich gerade jetzt im Frühjahr eigentlich in andere Gartenarbeiten investieren. Aber wenn ich das nicht tue, bleibt nach dem Sommer von meinem Buchsbaum nur noch ein graues Astgerippe übrig.
In den Gärten drumherum haben viele Nachbarn schon aufgegeben. Nach ein paar erfolglosen Rückschnitten haben sie ihre Buchsbäume ausgegraben und entsorgt. Schade! Da wird aus China Pflanzenware importiert, weil sie billiger zu haben ist als einheimische Pflanzen, und dann reist dieser Schädling mit, der die Gärten verwüstet, hier keine natürlichen Feinde hat und sich ungehindert ausbreiten kann. Es wird teuer, zeitaufwändig und irgendwie aussichtslos.
Im Garten kann man sich helfen. Aber was ist in der freien Natur? Was wird aus den wilden Buchsbaumbeständen an der Mosel? Was wird aus der Sitte, an Palmsonntag Buchsbaumzweige zu pflücken? Die Liste sogenannter invasiver Arten, die durch menschliche Aktivitäten in andere Ökosysteme eingeschleppt werden und dort unerwarteten Schaden anrichten, wird jedes Jahr länger. Der Kampf gegen den Rückgang der Artenvielfalt, wirtschaftliche Schäden und gesundheitliche Gefahren stellt eine gewaltige Herausforderung dar – und endet häufig mit dem Scheitern.
Was hat die Ausbreitung invasiver Arten mit unserem Glauben zu tun?
Mit diesem Thema beschäftigt sich der Umweltausschuss der Evangelischen Kirchengemeinde Maifeld im Gottesdienst am Sonntag, den 07. September 2025 um 10:00 Uhr.
Muriel Schmitz

Niemand ist zu viel!
Für ein buntes Miteinander ohne Ausgrenzung von „Anderen“
Warum???
Wir haben doch auf dem Maifeld und anderswo gute Erfahrungen mit bunter Vielfalt gemacht. Menschen unterschiedlicher Meinungen, Konfessionen, Religionen und Nationalitäten engagieren sich gemeinsam für ein gutes Miteinander. Und doch setzen sich seit etlichen Jahren Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und die Ausgrenzung einzelner Bevölkerungsgruppen immer mehr durch – deutschlandweit, weltweit und auch hier auf dem Maifeld.
Verlorene Sicherheiten und „neue“ Bedrohungen
Die Sorgen vieler Menschen sind nachvollziehbar. Die aktuellen Krisen bedrohen uns sehr grundlegend. Jahrzehntelang galten Sicherheiten, die vielen Menschen Halt gaben – sie waren wie ein Geländer. Leben, Arbeit und Zukunft schienen übersichtlich und planbar. Doch das ist vorbei. Die Angst vor sozialem Abstieg, Ausgrenzung und Armut greift um sich – und sie ist real. „Wachstum um jeden Preis“ war lange der Motor unserer Gesellschaft, doch dieser Motor zeigt inzwischen auch bei uns seine brutale Fratze.
Falsche Sehnsüchte, falsche „Lösungen“
Die Veränderung des gesellschaftlichen Klimas scheint für viele eine Antwort auf diese Bedrohungen zu sein. „Es gibt eben immer mehr Verlierer – aber wir gehören nicht dazu!“
Verachtung von Schwäche und Verehrung von Stärke werden normal. Der „starke Mann“ oder die „starke Frau“ wird zum Sehnsuchtsbild. Die Idee, dass ein Führer alle Probleme lösen könne, ist für immer mehr Menschen wieder vorstellbar.
Alles Fremde wird verachtet. Rassismus breitet sich aus. „Anders“ aussehende Menschen leben in begründeter Angst. Antijüdische und antisemitische Gedanken, die lange im Untergrund schlummerten, werden wieder laut. Die romantisierte Idylle des Überschaubaren wird zur Volkstümelei – und selbst der Naturschutz wird bisweilen zur nationalistischen Blut-und-Boden-Ideologie.
Doch das alles löst kein Problem. Es bietet zwar ein Geländer, aber eines aus Stacheldraht. Viele werden die Opfer dieser vermeintlichen „Heilskonzepte“ sein.
Lasst uns einander finden!
Lasst uns einander ermutigen, unser Unwohlsein gegenüber ausgrenzendem Denken nicht nur im Wohnzimmer oder am Stammtisch zu äußern. Lasst uns unseren Widerstand öffentlich machen!
Wir wollen uns einsetzen für eine friedliche, gerechte, solidarische und gleichberechtigte Welt.
Als Christ*innen glauben wir, dass dies Gottes Wille ist. Wir vertrauen darauf, dass es eine Welt geben kann, die für alle gut ist – aber wir müssen uns gemeinsam mit vielen Menschen dafür einsetzen: Menschen, die unterschiedlich glauben und unterschiedlich denken.
Unsere von gemeinsamer Hoffnung getragenen Aktivitäten machen Sinn, auch wenn der Gegenwind stark bläst. Sie tun gut. Und sie machen Freude.
Nicht Ausgrenzung, sondern ein buntes, vielfältiges Miteinander muss unsere Antwort auf die großen Herausforderungen unserer Zeit sein.
Deshalb sollen auch unsere Mahnwachen weitergehen.



