
„Satt werden“ – Gedanken zum Erntedankfest
„Gott, der Quellen entsendet in die Täler, sie tränken alle Tiere.
Gott, der die Berge tränkt, von der Frucht deiner Werke wird die Erde gesättigt.
Gott, der Gras hervorsprossen lässt für das Vieh und Pflanzen zum Dienst des Menschen,
sie alle warten auf dich, dass du ihnen ihre Speise gibst zu ihrer Zeit.
Sie werden gesättigt mit Gutem.“
(Psalm 104,10–15.28 in Auszügen)
Haben wir Hunger?
Natürlich – manchmal. Und wir wissen, dass unser Bedürfnis in der Regel schnell gestillt werden kann. Doch ebenso wissen wir, dass viele Menschen, vor allem Kinder, hungern. Sie wissen nicht, wie sie satt werden können.
Aber der körperliche Hunger ist nur eine Seite. Selbst wenn er gestillt ist, merken viele, dass ihnen trotzdem etwas fehlt.
Wir hungern nach lebendigen Beziehungen
Geben und Nehmen, Bitten und Danken, Fragen, Klagen und Loben – all das sind zusammengehörende Teile einer lebendigen Beziehung. Und genau dort scheint es heute an vielem zu mangeln.
Wir verstehen uns oft nur noch als Einzelne, die sich das nehmen, was sie brauchen. Dabei vergessen wir: Wer menschlich leben will, ist auf Beziehungen angewiesen. Wir brauchen Achtsamkeit, Zuwendung und das Miteinander mit anderen, um ganz Mensch zu sein.
Wir hungern nach Gerechtigkeit
Kinder haben noch einen unverstellten Blick für Gerechtigkeit. Es widerspricht ihrem Bedürfnis nach Geborgenheit und Nähe, wenn sie erleben, dass Menschen unfair oder lieblos behandelt oder ausgeschlossen werden.
Ungeklärte Spannungen sind für sie schwer auszuhalten. Von ihrem Gespür für Ungerechtigkeit und ihrer Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit können wir alle lernen.
Gott macht satt
In Psalm 104 staunt der Beter darüber, dass Gott alles und alle im Blick hat – und dass Gott alle satt macht.
Ein faszinierender Gedanke, der tief in unserer jüdisch-christlichen Tradition verwurzelt ist: Die Schöpfung ist so geordnet, dass alles Lebendige satt wird – Mensch, Tier, Pflanzen, Berge.
„Gesättigt mit Gutem“ meint nicht nur Nahrung, sondern alles, was Lebendigkeit gelingen lässt.
Unsere Aufgabe: Hinsehen, satt werden und sättigen
Wenn wir dem Psalm folgen, wird deutlich: Hunger widerspricht dem Willen Gottes.
Damit ist auch unsere Verantwortung angesprochen: Die ungerechte Verteilung von Gütern, die Missachtung der Schöpfung, die Lieblosigkeit unter Menschen – all das ist nicht Gott gewollt.
Wir müssen hinschauen, wenn Natur und Mensch leiden. Wir sollen klagen, anklagen und handeln.
Wenn wir Verantwortung übernehmen und dafür sorgen, dass alle satt werden – die anderen und wir selbst – dann handeln wir im Auftrag Gottes.
So wollen wir das Erntedankfest feiern
Als Erinnerung und Auftrag.
Vorbereitet von den Kindern und dem Team unserer Kinderbibelzeit (KiBiZ) feiern wir am Sonntag, den 5. Oktober 2025, um 10 Uhr das Erntedankfest im Evangelischen Gemeindezentrum Polch.
Herzliche Einladung an alle!
Ingo Schrooten & Susanne Albrecht




